Die St.-Lucius-Kirche aus dem 15. Jahrhundert auf dem gleichnamigen Pass zwischen der italienischen und der schweizerischen Grenze war schon immer ein kultureller Bezugspunkt und ein Ort der Andacht für die Menschen auf beiden Seiten der Grenze. Im Inneren befinden sich Gemälde aus dem 15. bis 17. Jahrhundert und eine Holzstatue aus dem 15. Jahrhundert, die den Heiligen darstellt.
Das Berg-Oratorium von San Lucio liegt auf 1542 Metern über dem Meeresspiegel, an der schweizerisch-italienischen Grenze auf italienischem Gebiet, an der Stelle, an der der Berg abfällt und eine Mulde bildet, etwa drei Meter vom Grenzstein entfernt. Es ist das höchstgelegene Oratorium des gesamten Tals und seiner Umgebung. Es handelt sich um ein langgestrecktes Gebäude mit einem einzigen, vierjochigen Kirchenschiff und einem Presbyterium. Das Äußere ist einfach: auf der rechten Seite befindet sich ein niedriger, pyramidenförmiger Turm, in dem eine Glocke angebracht ist; an der Vorderseite befindet sich ein eher niedriger Säulengang, der an drei Seiten bogenförmig geöffnet ist; links von der Kirche bilden die Sakristei und die Kapelle San Rocco zwei vorspringende Körper, die durch einen kleinen Gang verbunden sind.
Der heilige Lucius (Uguzo) von Cavargna, der Schutzpatron der Sennen und Käserei
Hirte
lebte im 12. Jahrhundert
Fest: 12. Juli
Patron der Senner und Käser
Uguzo war nach der Überlieferung ein armer Hirte, der sich sein Auskommen in einem Bergtal bei Cavargna am Comer See verdiente. Alle seine Ersparnisse gab er regelmäßig an die Armen und die Kirche. Seinem Herrn jedoch gefiel seine Mildtätigkeit nicht, weshalb er ihn verjagte. Die Legende berichtet, dass Uguzo danach zu einem anderen Dienstherrn gegangen sei, bei demdaraufhin Glück und Reichtum einkehrte. Über diesen Segen zutiefst erzürnt, soll ihn der vor Neid tobende erste Herr überfallen und ermordet haben, und zwar an einem 12. Juli im 12. Jahrhundert.
In einer anderen Version der „Kernlegende“ heißt es, dass ein Senn namens Uguzzo oderLuguzzo ein offenes Herz für die Armen hatte, ein zu offenes nach der Meinung seines Herrn, derihn deshalb entliess. In Wirklichkeit soll aber Lucio lediglich aus der Molke nochmals Käsehergestellt haben, den er den Armen verteilte. Lucio war offenbar nicht nur barmherzig, sondernauch ein guter Käser. Lucio fand rasch eine neue Anstellung und war weiter so erfolgreich undbarmherzig, dass ihn sein alter Herr aus Ärger und Neid umbrachte.
Uguzo gilt im Tessin und in der Lombardei als Volksheiliger. Auf der nach ihm benanntenschweizerisch-italienischen Passhöhe San Lucio (1540 Meter über Meer, verbindet das italienischeVal Cavargna mit dem schweizerischen Val Colla) steht eine Lucio-Kapelle, möglicherweise überder Grabstätte Uguzos; sie wird an den Festtagen von Lucio, am 12. Juli und am 16. August, von Gläubigen aufgesucht. Mehrere Päpste erkannten den Kult Uguzos, der bereits seit 1280 vermerkt ist, an.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sein Name viele Formen angenommen: Uguzzo, Uguzzone, Luguzzo, Luguzzone und Lucio. Was seine ikonografischen Attribute betrifft, so hält der Heilige in der linken Hand einen Käselaib, während er mit der rechten Hand das Messer des Käsers schwingt, der gerade dabei ist, den Käse zu schneiden, um ihn an die Armen zu verteilen.